Fälle aus der Praxis

Hier stellen wir stellvertretend einige lungenkranke Pferde, die ihren Weg zum Pferdehof Kraxenberg fanden, vor. Bewusst wurden Fälle unterschiedlichen Schweregrads ausgewählt, um das Spektrum der Erkrankung RAO besser zu verdeutlichen

Desi, Warmblutstute, geboren 1993

Desi begann im Herbst 2007 zu husten. Auslöser des Hustens war schimmliges Heu, wie die Besitzerin später herausfand. Mittels einer Bronchoskopie wurde die Diagnose RAO/COPD gestellt. Zunächst ließ sich der Husten gut mit Schleimlösern und Bronchienweitstellern therapieren. Ein Stallwechsel in eine Haltung mit ganztägigem Auslauf brachte ebenfalls eine kurzzeitige Besserung. Dennoch kam Ende 2008 ein erneuter Einbruch, es wurde nun auch Inhalation zur Therapie eingesetzt, diese verbesserte Desis Zustand wieder. 2010 musste Desi auf Grund von Hufreheverdacht für eine Woche in der Box bleiben, dies führte zu massiver Verschlechterung der Atemwegserkrankung, Kortisontherapie folgte, sowie ein weiterer Stallwechsel. Doch es konnte keine dauerhafte Erleichterung erreicht werden. Schließlich stand Desi nur noch apathisch und pumpend herum und bewegte sich kaum noch. Der behandelnde Tierarzt riet zum Einschläfern. Der letzte Rettungsversuch brachte Desi am 24.9.2010 zu uns auf den Kraxenberg. Sie stieg röchelnd unter starker Atemnot vom Hänger und wurde notfallmäßig mit Kortison behandelt. Bis Mitte November wurde Desi weiterhin mit Kortison und Bronchienweitstellern therapiert. Ihr Zustand besserte sich langsam. Seit Anfang 2011 geht es Desi gut. Sie hatte seither keinen Einbrüche mehr. Im Herbst 2014 hustete Desi einige Zeit, doch verschwand der Husten ohne medikamentöses Eingreifen wieder. Bei einer Untersuchung vom 21.8.2015 wurde eine Atemfrequenz von 8 Atemzügen pro Minute und ein geringgradig verschärftes Atemgeräusch mittels Abhören festgestellt.


Tavli, Trakehnerstute, geboren 1993

Tavli kam nach langer Lungenerkrankung am 15.08.2014 als absoluter Notfall zu uns. Sie zeigte eine Atemfrequenz von 60 Atemzügen pro Minute (8 bis 14 Atemzüge sind normal), dicker, weißer Nasenausfluss floss aus ihren Nüstern, sie hustete massiv. Untersuchungen, die einige Tage später vorgenommen wurden, zeigten einen Sauerstoffgehalt von 52% im arteriellen Blut (normal wäre 100%). Tavli wurde sofort hochdosiert auf Kortison gesetzt und erhielt Bronchienerweiterer. Trotz der Therapie ging es Tavli weiterhin sehr schlecht. Der Kreislauf war massiv überlastet, der Puls lag bei 68 (normal wäre 28-40 Schläge pro Minute), die behandelnde Tierärztin bereitete die Besitzerin darauf vor, dass Tavli jederzeit auf Grund der massiven Kreislaufbelastung sterben könne. Die Atemfrequenz sank zwar nach einigen Tagen und lag meist zwischen 20 und 30, dennoch stand Tavli unter dauernder Atemnot. Bis Anfang Oktober zeigte sich nahezu keine Besserung, obwohl die Stute durchgehend unter Medikamenten stand. Die ersten Tage im Oktober brachten zusehends Besserung. Die Atemfrequenz sank deutlich. Am 23.10.2014 wurden die ersten Medikamente abgesetzt. Die Besitzerin war begeistert, dass es Tavli nun endlich so viel besser ging und sie wieder ein normales Pferdedasein genießen konnte. Doch des Schicksals zum Spott bekam Tavli am 26.10.2014 eine schwere Kolik. Sie wurde noch auf die Klinik gebracht und operiert, doch leider musste Tavli in der OP eingeschläfert werden. Grund dafür war ein Lipom, ein Fettgeschwulst in der Bauchhöhle, das den Darm abgeschnürt hatte.


Ricco, Oldenburgerwallach, geboren 2001

Ricco begann 2009 zu Husten, als Ursache wurde schlechtes Heu angenommen. Es wurde anhand der klinischen Symptome RAO diagnostiziert. Es folgten Therapien mit Kortison und Bronchienerweiteren. Die Besitzerin entschloss sich schnell zu einer Veränderung der Haltung und so kam Ricco im Februar 2010 auf den Pferdehof Kraxenberg. Seitdem ist Ricco nahezu symptomfrei. Im Frühjahr 2015 hustete er phasenweise, doch ließ sich der Husten schnell wieder in den Griff kriegen. Heute hustet Ricco nur noch äußerst selten und erfreut sich guter Gesundheit.


Cliff, Hannoveraner Wallach, geboren 1996

Cliff kam am 15.5.2012 zum Kraxenberg, er war als Turnierpferd auf Grund seiner schon länger andauernden RAO nicht mehr einsetzbar. Als er hier ankam wurden alle Medikamente abgesetzt. Cliff zeigte in den ersten 4 Wochen am Kraxenberg noch eine massive Atemerschwernis. Doch Ende Juni hatte er sich deutlich erholt. Ab April 2013 wurde Cliff wieder geritten. Und im Juni 2013 wurde er ins Salzkammergut verkauft, wo er wieder als Turnierpferd eingesetzt wurde.